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Rassismus in Deutschland: Mehr weiße Spieler im DFB-Team? Das Ergebnis der WDR-Umfrage überrascht nur Naive


Jeder fünfte Befragte in Deutschland wünscht sich mehr weiße Spieler in der Fußball-Nationalmannschaft. Dieses Umfrageergebnis kann nur überraschen, wenn man rassistische Vorfälle der letzten Monate verschlafen hat.

Jeder fünfte Deutsche fände es besser, wenn wieder mehr weiße Spieler in der DFB-Auswahl spielen würden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage für die WDR-Sendung “Sport Inside”. Allerdings: Die Mehrheit der Befragten (66 Prozent) stimmte der Aussage “Ich fände es besser, wenn wieder mehr weiße Spieler in der deutschen Nationalmannschaft spielen” nicht oder überhaupt nicht zu. Und zwei Drittel der befragten Deutschen finden es demnach gut, dass im Nationalteam mittlerweile viele Fußballer spielen, die einen Migrationshintergrund haben.

Wer davon überrascht ist, dass sich ein Fünftel der 1304 Befragten rassistisch äußern, muss die Umfrage-Erfolge der AfD und die rassistischen Gesänge auf Sylt und Volksfesten in ganz Deutschland verpasst haben. Insofern zeugt Überraschung entweder von Ignoranz oder von Naivität.STERN PAID 23_24 Sylt Titel 12.08

WDR-Umfrage zeigt Rassismus

WDR-Sportchef Karl Valks verteidigte die Fragestellung der Umfrage gegen Kritik und erklärte dazu: “Unser Reporter Philipp Awounou wurde in Interviews bei den Dreharbeiten zu der Dokumentation ‘Einigkeit und Recht und Vielfalt’ mit der Aussage konfrontiert, dass zu wenige ‘echte’, hellhäutige Deutsche auf dem Fußballplatz stehen. Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen.” Daher habe der TV-Sender die Umfrage in Auftrag gegeben. “Wir selber sind bestürzt, dass die Ergebnisse sind, wie sie sind, aber sie sind auch Ausdruck der gesellschaftlichen Lage im heutigen Deutschland.”EM-Kader: Diese Spieler sind bereits nominiert 22.22

Und damit hat Valks Recht – so traurig es ist: Der Bevölkerungsanteil, der Fremdenfeindlichkeit ablehnt, ist laut “Statista” von 74,1 Prozent (2020/21) auf 53,5 Prozent (2022/23) zurückgegangen. Schon Mesut Özil beklagte bei seinem Rücktritt aus dem DFB-Team im Juli 2018: “In den Augen von Grindel (dem damaligen DFB-Präsidenten, Anm. d. Red.) und seinen Unterstützern bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen, aber ein Migrant, wenn wir verlieren. Obwohl ich Steuern in Deutschland bezahle, Einrichtungen für deutsche Schulen spende und die Weltmeisterschaft 2014 mit Deutschland gewonnen habe, bin ich noch immer nicht in der Gesellschaft akzeptiert. Ich werde behandelt, als wäre ich ‘anders’.” Daran hat sich offenbar wenig geändert. Im Gegenteil: Immer weniger Menschen in Deutschland scheinen Probleme damit zu haben, öffentlich zu ihrem Rassismus zu stehen.

Kritik von Kimmich und Nagelsmann

Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich hatte den Wunsch nach mehr weißen Nationalspielern scharf kritisiert: “Gerade wer im Fußball aufgewachsen ist, weiß, dass das absoluter Quatsch ist. Gerade der Fußball ist ein Beispiel dafür, wie man verschiedene Nationen, verschiedene Hautfarben, verschiedene Religionen vereinen kann”, sagte Kimmich am Samstag im EM-Quartier des DFB-Teams in Herzogenaurach. Die Meinung dieses Fünftels nennt er “absolut rassistisch.”

Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann übte deutliche Kritik: “Ich hoffe, nie wieder so was von so einer Scheißumfrage lesen zu müssen”, sagte er am Sonntag bei der Pressekonferenz des DFB vor dem EM-Testspiel an diesem Montag (20.45 Uhr/ARD) gegen die Ukraine. “Ich war schon schockiert, dass solche Fragen gestellt werden – und dass Menschen darauf antworten auch”, sagte Nagelsmann. Auch er hält das Umfrageergebnis für rassistisch. Recht haben sie beide.

Dass zwei Drittel der Befragten kein Problem mit dem Migrationshintergrund deutscher Nationalspieler haben, ist das eigentlich positive Ergebnis der WDR-Umfrage. Für sie ist die Leistung eines Menschen entscheidend – und nicht die Abstammung.

Weitere Quellen: DPA, Pressemitteilung des WDR zur Umfrage, “Statista” zu Fremdenfeindlichkeit in Deutschland 2014 bis 2023/24.




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Author : Thomas Krause

Publish date : 2024-06-03 15:47:00

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