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Naher Osten: Israels Luftwaffe beschießt intensiv Stellungen der Hisbollah im Libanon


Waren die explodierenden Funkgeräte nur ein Versuch, die Hisbollah zu schwächen? Oder gar schon die Vorbereitung einer Intervention im Süden Libanons? Viel deutet auf letzteres.

Israel hat mit Kampfflugzeugen massiv Stellungen der Hisbollah im nördlichen Nachbarland Libanon angegriffen. Rund 100 Raketenabschussrampen der Hisbollah seien bombardiert worden, teilte das israelische Militär mit. Außerdem habe die Luftwaffe “Terror-Infrastruktur” und ein Waffenlager im Südlibanon angegriffen. Artillerie habe die Gegend um Nakura beschossen. 

Libanesische Sicherheitskreisen sprachen von einer der schwersten israelischen Angriffswellen seit Beginn des gegenseitigen Beschusses im Oktober. Binnen 20 Minuten seien rund 70 Ziele angegriffen worden. Sie bestätigten, es seien Raketenabschussrampen getroffen worden. Es war bereits die zweite Serie israelischer Luftangriffe im Libanon am Donnerstag.

Zuvor hatte Israels Militär erklärt, es habe die Vorbereitungen für eine Offensive gegen die radikal-islamische Hisbollah-Miliz im Süden des Libanon abgeschlossen. Der Generalstabschef habe die entsprechenden Pläne gebilligt, hieß es am Donnerstagnachmittag. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.

Der Chef der Hisbollah, Sajjed Hassan Nasrallah, erklärte ebenfalls am Nachmittag erklärt, die Einwohner der nördlichen Regionen Israels an der Grenze zum Libanon würden nicht wieder in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren können. Dies werde die Miliz nicht zulassen. Die Hisbollah hoffe auf einen Einmarsch Israels in den Südlibanon, da dies seiner Organisation eine “historische Chance” bieten würde.

Zufa Libanon nach Walkie-Talkie-Explosionen 06.11

Seit elf Monaten fast täglich Schüsse von Artillerie und Raketen

Seit Ausbruch des Gazakrieges vor knapp einem Jahr greifen sich Hisbollah-Miliz und Militär im Grenzgebiet fast täglich gegenseitig mit Artillerie-Beschuss und Raketen oder Drohnen an. Tausende Israelis sind vor der Gefahr aus ihren Heimen geflohen. Der unter innenpolitischem Druck stehende Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat versprochen, die Voraussetzung für eine sichere Rückkehr der Vertriebenen zu schaffen. Dies soll nun das Militär umsetzen.

Entsprechend kündigte Israels Verteidigungsminister Joav Galant am Donnerstag eine Fortsetzung der Angriffe auf die Hisbollah an. “Die Hisbollah fühlt sich verfolgt”, sagte Galant nach Angaben seines Büros bei einer Sitzung mit Vertretern von Militärs und Geheimdiensten. “Die Serie unserer Militäraktionen wird weitergehen.” Bei der Beratung sei es um verschiedene Szenarien im Kampf gegen die Hisbollah gegangen. Ziel sei eine Rückkehr der Einwohner des israelischen Nordens in ihre Wohnorte. “Mit der Zeit wird die Hisbollah einen wachsenden Preis zahlen.”

Nach Auffassung des Israelischen Militärs hat die Hisbollah-Miliz den Südlibanon in eine Kampfzone verwandelt. Die Islamisten hätten Häuser als Waffenlager genutzt, Tunnel darunter gegraben und Zivilisten als menschliche Schutzschilde eingesetzt. Der israelische Militäreinsatz solle die Sicherheit im Norden Israels wiederherstellen. 

STERN PAID Geo+ Hisbollah 15.25

Hisbollah: Israel habe im Libanon rote Linien überschritten

Hisbollah-Chef Nasrallah nannte die jüngsten Angriffe durch explodierende Funkempfänger und Walkie-Talkies am Dienstag und Mittwoch ein Massaker und eine Prüfung für die Hisbollah. Zwar habe diese einen schweren Schlag erlitten, werde jedoch dadurch nicht gestürzt werden. Die Hisbollah habe nun die Einsatzbereitschaft ihrer Mitglieder und Waffensysteme erhöht. Israel habe rote Linien überschritten, sagte er. 

Die Regierung in Jerusalem hat sich zu den Explosionen der Geräte weder bekannt noch eine Verantwortung dementiert. Während Nasrallahs Rede löste die israelische Luftwaffe einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters zufolge einen Überschallknall über Beirut aus.

Frankreich und USA versuchen zu deeskalieren

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron telefonierte seinem Büro zufolge mit hochrangigen Politikern und Militärs im Libanon. Sie sollten auf die Hisbollah-Miliz einwirken, eine Eskalation zu vermeiden. US-Außenminister Antony Blinken erklärte kurz darauf, man teile die Haltung Frankreichs. Nach Ansicht seiner Regierung sei ein Waffenstillstand weiter möglich und notwendig. Keiner der Konfliktparteien solle eine Eskalation herbeiführen, die ein solches Abkommen erschweren würde.

Die vom Iran unterstützte Hisbollah hatte unmittelbar nach dem Beginn des Gaza-Krieges am 7. Oktober ihren Raketenbeschuss von Israel verstärkt. Seitdem liefern sich beide Seiten nahezu tägliche Schusswechsel. Auch Donnerstag zum Beispiel wurden laut offiziellen Angaben zwei israelische Soldaten in der Nähe der Grenze getötet. Der israelische Sender N12 berichtete, ein Soldat sei durch eine Drohne getötet worden, der andere durch eine Panzerabwehrrakete.

Zehntausende Menschen auf beiden Seiten der Grenze haben ihre Häuser und Wohnungen in der Region verlassen. Die Kampfhandlungen an der Grenze schüren Sorgen, dass sich der Gaza-Konflikt zu einem regionalen Flächenbrand ausweiten könnte.




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Publish date : 2024-09-19 22:00:00

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