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Neue Comedy-Serie: “KEKs”: Fack ju Göhte in Hamburg-Wandsbek


Die Schule, ein ferner Planet, die Bewohner dort fremdartige Wesen – oder Typen wie du und ich? “Keks” ist Pennäler-Comedy nach “Jerks”-Art, scharf, lebensnah und vor realer Kulisse.

Waren das Zeiten, als Theo Lingen sich in der Rolle des Oberstudiendirektors Dr. Gottlieb Taft mit den Lümmeln von der ersten Bank herumschlagen musste. Vorlaute Schüler, rotzfrech und unregierbar, mit Hansi Kraus als Rädelsführer Pepe Nietnagel. Fast genau 60 Jahre später gibt es so eine Art Wiedersehen mit diesen Lümmeln und Lümmelinnen. Sie heißen Younes (David Ali Rashed), Shirin (Manal Raga a Sabit), Amadou (Aaron Maldonado-Morales) und Rocky (Vito Sack), ihre Penne ist die Stadtteilschule Wandsbek, ihr Gottlieb Taft eine Frau, Rektorin Sabine Bischof, gespielt von Bettina Hoppe.

“KEKs” heißt diese neue Pennäler-Serie. KEK bedeutet im Jugendslang so viel wie “Versager” oder “Feigling”, postmodern “Lappen”. Gleichzeitig ist es ein Synonym für das klassische “LOL”, also eine amüsierte Reaktion – damit könnte der Titel für den Achtteiler kaum besser passen. Hier sind schon einige Lappen am Werk, aber das Ganze ist eben auch wirklich witzig, mit einem Humor, der sich ohne Umwege aus dem dramaturgischen Konzept ergibt – keine Reißbrett-Witze aus der Schreibstube, sondern improvisierte Dialoge, knallig und direkt, ganz so wie dem Cast die Schnauze gewachsen ist.

“KEKs“ verbindet Aberwitz und Realismus

Dabei ist es nicht nur diese Viererbande, die das Ganze trägt. Co-Autor Hassan Akouch als Lehrer Elias Schneider (“aus Bayreuth, nicht aus Beirut”), den alle wegen seiner Ähnlichkeit zum Namensvetter M’Barek nur beim Vornamen nennen, wechselt überzeugend zwischen engagiert und hilflos. Der Hausmeister mit den sanitären Problemen ist ebenfalls ein Kracher, und wie Bettina Hoppe ihre Rolle aus Rektorin ausfüllt, schwarzhumorig, gallig und politisch unkorrekt bis zum Anschlag, ist eine wahre Wonne. Auch Charles Booz Jakob in der Rolle von Vorstadt-Pimp Ufuk und Lucy Gartner als seine Freundin Mona, auf die Younes pikanterweise ein Auge wirft, schlagen die Brücke zwischen prolliger Attitüde und Streetstyle-Charme.

Intimate Kritik   18.30

Überhaupt ist das eine der großen Stärken der Serie: Auf der einen Seite gibt es aberwitzige Episoden um verpfändete Kopfhörer und ein Botox-Labor im Treppenhaus, die Testosteron-Experimente der Jungs und die Gaming-Vorliebe von Frau Bischof. Gleichzeitig sind ganz selbstverständlich überaus realistische Szenarien ins Geschehen eingepasst und damit integraler Teil von “KEKs”. Da wird die Hamburger Schulsenatorin (Milena Dreissig) vorstellig, um sich von den Missständen an der Schule zu überzeugen. Amadou droht plötzlich die Abschiebung, in Rockys Besitz wird ein Butterfly-Messer gefunden.

Ohne didaktischen Tonfall

Gleichzeitig verfällt “KEKs” nie in einen didaktischen Tonfall, hier ist alles fast beiläufig miteinander kombiniert, der alltägliche Schulwahnsinn, die kleinen Sorgen und die wirklich großen Probleme. Anlaufzeit braucht es überhaupt nicht, gleich in der ersten Szene prallen im wahrsten Sinne des Wortes zwei der Protagonisten aufeinander. Das Geschehen hat sofort Tempo, im Laufe der Serie zusätzlich befeuert vom superben Soundtrack mit Booz, Kxllswxtch, Ufo361 und dem fantastischen Team Scheiße.

Fazit: Schulnote 1 für “KEKs”, wobei Nachsitzen mit einer möglichen zweiten Staffel auch ziemlich slay wäre.

“KEKs”, ab 16. Oktober exlusiv auf Joyn




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Author : Ingo Scheel

Publish date : 2024-10-15 18:23:00

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