Der Vorfall kam zu einem besonderen Zeitpunkt: In der Türkei munkelte man über die Freilassung des PKK-Führers. Beobachter wähnten einen Friedensprozess. Dann folgte der Anschlag.
Die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK hat sich zu dem Anschlag bekannt, bei dem in der Türkei in dieser Woche fünf Menschen getötet wurden. Das meldet die PKK-nahe Nachrichtenagentur ANF unter Berufung auf die HPG, den militärischen Arm der Organisation. Der Anschlag sei von einem autonomen Team des “Unsterblichkeitsbataillons” ausgeführt worden.
Der Angriff folgte kurz auf eine Äußerung der Ultranationalisten der Partei MHP. Sie hatte eine Freilassung des PKK-Führers Abdullah Öcalan thematisiert. In der Mitteilung der HPG wurde ein Zusammenhang explizit bestritten.STERN PAID Interview Dastan Jasim Iran Expertin für Kurdenkonflikte 20.20
Der Angriff am Mittwoch hatte sich gegen eines der bedeutendsten türkischen Rüstungsunternehmen gerichtet. Vier der Toten waren Angestellte der Firma. Zudem wurden 22 Menschen bei dem Angriff in einem Außenbezirk der Hauptstadt Ankara verletzt.
Zwei mutmaßliche Angreifer wurden getötet, ein Mann und eine Frau, so Innenminister Ali Yerlikaya. Die PKK sprach von zwei toten “Helden”. Laut Experten setzt die türkische Regierung Drohnen des Unternehmens im Kampf gegen die PKK ein.
Türkische Regierung attackiert Hauptquartiere von PKK und YPG
Die türkische Regierung reagierte wenige Stunden nach dem Anschlag mit Luftschlägen auf Ziele im Nordirak und in Syrien. Die PKK hat ihr Hauptquartier in den nordirakischen Kandil-Bergen. In Nordsyrien geht Ankara regelmäßig gegen die syrische Kurdenmiliz YPG vor, die sie als Ableger der PKK sieht. Kurdenmilizen in Syrien schrieben von getöteten Zivilisten, die türkische Regierung sprach von toten “Terroristen”.
In der Türkei hat die PKK in der Vergangenheit immer wieder schwere Anschläge verübt, auch in Ankara. Sie kämpft seit den 80er Jahren gegen den türkischen Staat und wird von der Türkei, der Europäischen Union und den USA als Terrororganisation eingestuft.
Bahnt sich ein Friedensprozess zwischen Regierung und PKK an?
Das jetzige Attentat ereignete sich kurz nachdem die Ultranationalisten der Partei MHP überraschend eine mögliche Freilassung des PKK-Führers Abdullah Öcalan thematisiert hatten. Die MHP ist Erdogans Regierungspartner.
Ihr Chef Devlet Bahceli hatte dies jedoch an eine Entwaffnung der Terrororganisation geknüpft. Beobachter werten dies als ein Zeichen dafür, dass es möglicherweise zu einem neuen Friedensprozess zwischen Regierung und PKK kommen könnte. Der letzte Versuch war 2015 gescheitert.
In der HPG-Mitteilung hieß es, der Anschlag sei lange geplant worden und habe nichts mit der aktuellen politischen Diskussion zu tun.
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Publish date : 2024-10-25 11:23:00
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