Geht den Briten das Bier aus? Eine Sorte schon. Weil plötzlich alle Guinness trinken wollen, greifen die Brauereien zu Rationierungen. Pub-Betreiber fürchten, trocken zu laufen.
Guinness hat ein Problem. Es ist zu beliebt. Nachdem das Bier in Großbritannien jahrzehntelang als Lieblingstrunk von Proleten und älteren Männern verschrien war, erlebt es jüngst einen Imagewandel. Immer mehr junge Menschen und Frauen auf der Insel sind auf den Geschmack von Guinness gekommen. Inzwischen ist das Bier so gefragt, dass die Brauereien ihre Not haben, genug zu produzieren, um den plötzlichen Durst zu stillen. Die Pubs schlagen Alarm. Sie fürchten, dass das Guinness ausgehen könnte – ausgerechnet zu den anstehenden Festtagen.
Bier an sich hat eigentlich mit dem gegenteiligen Trend zu kämpfen. Zwischen Juli und Oktober gingen die Verkaufszahlen in Großbritannien minimal um 0,5 Prozent zurück. Nur Guiness widerstrebt diesem Trend: In den vergangenen zwölf Monaten ist der Verkauf von Fässern der irischen Traditionsmarke über 20 Prozent gestiegen. Kein anderes Bier wurde in Großbritannien 2024 öfter verkauft.IV Bier-Sommeliere 17.57
Guinness muss rationiert werden
“The Times” berichtete bereits, dass die Guinness-Vorräte aufgebraucht sind. Der Run aufs Bier überraschte selbst den Getränkekonzern Diageo, zu dem die Brauereien gehören. Gelöst werden soll die “außergewöhnliche Situation”, wie es der Konzern nennt, unter anderem durch die Begrenzung von Abnahmemengen in der Vorweihnachtszeit. In anderen Worten: Nicht jeder Pub kann so viele Fässer bestellen, wie er möchte. Schon jetzt stellt das manche Betreiber vor Herausforderungen. Das Old Ivy House in London hat bereits damit angefangen, Guinness zu rationieren. Dort konnten Kunden zuletzt maximal ein Pint pro Person erwerben und auch nur, wenn sie zuvor bereits mindestens zwei andere Getränke gekauft hatten. Trotz dieser Vorkehrungen waren die Guinness-Fässer des Pubs am Freitagabend leer.
Normalerweise bestellt die Wirtin sieben Fässer in der Woche, in der Vorweihnachtszeit stockt sie noch einmal auf. “Aber ich durfte [bei unserer Brauerei] nur vier Fässer bestellen. Als ich am Mittwoch meine Lieferung erhielt, hatten wir in der geschäftigsten Zeit des Jahres nur noch ein halbes Fass im Keller. Und am Freitagabend um 22 Uhr war das Guinness ausverkauft”, erzählt die Wirtin Katie Davidson der Zeitung “The Times”. Die meisten Kunden reagierten demnach aber entspannt: “Die Leute verstehen, dass es sich um einen nationalen Mangel handelt.”STERN C FS Wo Bier in Europa am teuersten ist. 12.00
Niemand weiß, wann der Guinness-Engpass endet
Ähnlich zeigt sich die Lage in den Kneipen von Fiona Hornby. Sie betreibt in Liverpool drei Pubs. Die Menge verfügbarer Guinness-Fässer wird der Nachfrage hinten und vorne nicht gerecht. Sie berichtet der “Times”, dass die Brauerei ihr am Montag nur vier Fässer habe liefern können. Sie geht davon aus, dass diese am Mittwoch bereits aufgebraucht seien. Wann der Guinness-Engpass behoben sein wird, weiß niemand. Horny ist enttäuscht, spricht von Fehlplanung. “Sicherlich hat Guinness den Anstieg der Verkaufszahlen in diesem Jahr bemerkt und hätte besser planen können”, bemängelt sie.
“Die Stammkunden nehmen die Verknappung nicht gut auf”, erzählt sie. Vor allem durch Social Media steigt die Beliebtheit des Biers bei den Jüngeren. Genau diese Trend-Trinker seien den traditionellen Guinness-Trinkern allerdings ein Dorn im Auge. Statt das Guinness zu rationieren, solle man lieber diese “Einmal-im-Jahr-Trinker” rationieren, hätten diese letztens gefordert.
Quelle: The Times, CNN, BBC
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Publish date : 2024-12-16 13:33:00
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