Im ZDF startet die 18. Staffel “Der Bergdoktor”. Von Anfang an dabei: Schauspieler Hans Sigl. Dem stern erklärt er, was hinter dem Quoten-Phänomen steckt.
Herr Sigl, in der ersten Folge der neuen Staffel “Bergdoktor” geht’s um das Thema Longevity, Langlebigkeit. Ein Patient optimiert sich darin mit Tabletten, Sport und Verzicht fast zu Tode. Ganz schön extrem, oder?
Ich finde das mittlerweile nicht mehr abwegig. Ich kenne Leute, die tracken ihren Schlaf, die tracken ihre Bewegungen, die tracken ihren Zucker, obwohl sie keinen Diabetes haben. Die tracken ihre kompletten Körperfunktionen.
Was macht eigentlich Regula Grauwiller? 12.08Können Sie das nachvollziehen?
Ja, aber ich würde es selbst nicht so machen. Da geht es um die Angst vor dem Kontrollverlust, vor der eigenen Vergänglichkeit.
Beschäftigt Sie das?
Ich höre plötzlich öfter den Satz “Danke für die schöne Kindheit!”. Da zerfalle ich schon zur Asche. Aber ich glaube, generell bin ich im herkömmlichem Mittelfeld unterwegs. Ich mache meine Vorsorgeuntersuchungen, versuche, meine Ernährung gut zu halten, mich genug zu bewegen. Dr. Gruber macht ja immer das große Blutbild, dafür werde ich oft genug auf den Arm genommen. Aber das kann man schon mal machen, würde ich jedem empfehlen.
Als Ihnen vor Jahren die Hauptrolle als Bergdoktor angeboten wurde, wollte Ihre Agentin sofort absagen. Mittlerweile läuft die 18. Staffel mit Ihnen. Warum wussten Sie, dass es etwas für Sie ist?
Das hatte etwas mit meinem kosmischen Bestellservice zu tun, der hat bei mir schon einige Male funktioniert. Zwei Wochen vor dem Angebot bin ich von Tirol nach München gefahren und kam zufällig in Wildermieming vorbei, der Gegend, in der die Original-“Bergdoktor”-Serie in den 90ern gedreht wurde. Da dachte ich mir: Mensch, wenn sie mir sowas anbieten würden, das wäre cool. Und prompt kam der Anruf. Das war skurril, aber ich hab mir dann die Drehbücher angesehen und fand die sehr ansprechend.
Was braucht denn eine gute “Bergdoktor“-Folge?
Nord bei Nordwest 3 Quote 12.07Bei den “Bergdoktor”-Drehbüchern ist es wie mit ABBA-Songs: Man denkt immer, das sind so einfache Lieder. Aber wenn man dahinter schaut, sieht man, dass die sehr genau konzipiert sind. Der “Bergdoktor” braucht einen medizinischen Fall mit Schauwert. Aber der darf nicht zu abgefahren sein, auch nicht zu blutig, sondern muss nachvollziehbar wirken und Donnerstagabends als Familien-Format funktionieren. Die Erzählungen rund um die Angehörigen von Dr. Gruber müssen dazwischen gut Platz finden, da braucht es die richtige Mischung.
Dazu gehören oft auch Tabuthemen, die man im Genre vielleicht zunächst nicht vermuten würde, wie etwa Suizid, ADHS, Transidentität. Wie sind die Reaktionen darauf?
Unterschiedlich. Nach der Geschichte um eine Transfrau haben wir wirklich auch schlimme Zuschriften bekommen, das war ganz horribel. Aber danach darf man nicht gehen, sonst landet man beim Einfachsten und das wird den Zuschauern auch nicht gerecht. Geht es um seltene Krankheiten, bekommen wir oft Feedback, dass die Betroffenen sich wahnsinnig freuen, dass wir das Thema bekannter machen. Und dann haben wir das Gefühl, wir machen jetzt keine Unterhaltungssendung mehr, sondern fast schon Aufklärungs-Fernsehen.
Gibt es ein Thema, das Sie persönlich beschäftigt, das Sie gern mal in einer Folge “Bergdoktor” sehen würden?
Mich persönlich beschäftigen viele Dinge. Ob das in die Welt des Arztes gehört, weiß ich nicht. Das Thema Rechtsruck stelle ich mir etwa schwierig vor. Wenn Dr. Gruber plötzlich einen Rechtsextremen verarzten müsste, weiß ich nicht, wie vielschichtig wir damit umgehen könnten. Und das fände ich schade, wenn man das Thema nur so halb streift. Das Schwierige bei einer guten Folge “Bergdoktor“ ist dieses Austarieren: Wie weit kann man so ein Thema mitnehmen, wie die richtige Stimmung erzeugen?
Finden Sie, Dr. Gruber ist ein gutes männliches Vorbild?
Gruber ist zumindest empathisch, auch wenn er privat nicht immer über Gefühle sprechen kann. Wir haben von Anfang an bewusst versucht, moderne Rollenbilder, weiblich wie männlich, zu zeigen. Einen zweiten Dr. Brinkmann als Halbgott in Weiß hätte ich nicht spielen wollen. Das würde heute auch nicht mehr funktionieren.
Sascha Hehn 70 6:42
Was glauben Sie: Wie wichtig ist Ihre Rolle Dr. Gruber für den Erfolg?
Die Serie würde natürlich weitergehen, wenn ich jetzt aussteigen würde. Dann wird eine Geschichte erfunden, es käme ein Kollege oder eine Kollegin als neue Hauptfigur. Das habe ich in all den Jahren beim Fernsehen gelernt: Jeder ist austauschbar. Und zwar wirklich jeder. Und das Format würde weiter funktionieren.
Bis zu Staffel 20 haben Sie gerade verlängert. Die Serie gilt noch immer als Quotengarant: Zuletzt sahen im Schnitt 5,6 Millionen Menschen zu. Verspüren Sie Druck?
Nein, denn das ZDF gibt uns keinen Quotendruck weiter. Wenn die Quoten niedriger sind als vor einigen Jahren weiß ich: Wir performen in der Mediathek sehr, sehr gut. Wir sind die hottesten Streamer vom ZDF!
Liefen Sie eigentlich nie Gefahr, zum Hypochonder zu werden, bei alle den Krankheitsgeschichten?
Nein. Ich habe Psychologie studiert und damals schnell gemerkt, dass es nur mit Pragmatismus geht. Sonst denkt man spätestens ab dem zweiten Semester, man ist krank. Und genauso halte ich es auch beim “Bergdoktor”.
“Der Bergdoktor”, Staffel 18, läuft ab dem 2. Januar immer Donnerstags um 20:15 Uhr im ZDF (acht neue Folgen) oder vorab in der Mediathek
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Author : Sarah Stendel
Publish date : 2025-01-01 23:00:00
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