Ein französischer Gründer errichtet im Elsass eine industrielle Spülanlage, um auch für deutsche Kunden Flaschen und Behälter zu waschen. Lücken im System hat er bereits entdeckt.
Emmanuel Auberger ist Franzose und spricht gerne in seiner Muttersprache, der deutsche Begriff “Mehrweg” geht ihm aber inzwischen leicht über die Lippen. Der Gründer und Chef des Spülunternehmens Uzaje ist mit einem neuen Standort im elsässischen Straßburg nahe an die Grenze zum Nachbarland gerückt, um einfacher auf den deutschen Markt zu kommen. “In Deutschland sind Mehrwegsysteme besser etabliert als in Frankreich”, sagt der 53-Jährige.
Der Firmengründer hat einen grenzüberschreitenden Anspruch und nennt seine neue Anlage im industriellen Hafenviertel der ostfranzösischen Metropole ganz unbescheiden “Europäisches Spülzentrum”. Gereinigt werden in zwei großen Spülstraßen Flaschen, Becher, Essensbehälter oder Joghurtgläser.
Ein Kunde aus Deutschland ist das Mehrwegsystem zerooo für Kosmetika und Drogerieprodukte. Käuferinnen und Käufer von Produkten teilnehmender Marken können Leergut in bestimmten Geschäften gegen Pfand zurückgeben. Zerooo lässt einem Sprecher zufolge bisher pro Jahr etwa 50.000 Glasbehälter bei Uzaje reinigen. Da eine Mehrweg-Kunststofflasche dazukomme, seien in den kommenden Jahren deutlich höhere Mengen geplant.
Gründer: Wenig Platz für Newcomer
Auberger hat sich mit der deutschen Branche vertraut gemacht. Neben Lob gibt es auch Kritik. “In Deutschland sind Mehrwegsysteme gut etabliert, aber auch unbeweglich”, meint er. Viele Getränkeabfüller hätten etwa ihre eigenen Reinigungssysteme. Für Newcomer mit anderen Produkten wie beispielsweise Olivenöl sei es schwierig, einen Platz zu finden.
Sein Unternehmen habe in den vergangenen Jahren viel in Forschung und Entwicklung investiert, etwa für ein Verfahren zum Entfernen von Etiketten, berichtet Auberger. Das gar nicht so einfache Ziel laute: Kratzer auf den Flaschen zu vermeiden, um sie weiter verwenden zu können.
Spülunternehmen hat besonderen Status
“Ausstieg aus der Wegwerfgesellschaft” – das ist eine Devise des jungen Unternehmens. Es gibt in Frankreich drei Spülzentren. Standorte sind Avignon, der Pariser Großraum und Straßburg.
Das Unternehmen, das seinen Namen von dem französischen Wort “usage” (“Gebrauch”) ableitet, hat im Heimatland nach eigenen Angaben einen besonderen Status. Es darf sich “solidarisch” nennen und einen sozialen Nutzen geltend machen.
Anlieferung per Radkurier
Für die Straßburger Anlage flossen zusammen rund 3,5 Millionen Euro, rund die Hälfte davon kam von der öffentlichen französischen Umweltagentur Ademe (“Agence de la transition écologique”). Auf längere Sicht sollen im Elsass 40 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Der Anspruch von Uzaje ist zwar europäisch, doch an bestimmten Werktagen wird es Punkt 16 Uhr sehr lokal. Ein Kurier fährt auf seinem Lastenfahrrad in die große Fabrikhalle und stellt es dort ab. Er entlädt dann große Essensbehälter aus Straßburger Schulküchen für eine gründliche Reinigung.
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Publish date : 2024-12-30 03:00:43
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