Es ist schon das dritte Mal seit Sommer 2023, dass vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns ein mit Öl beladenes Schiff havarierte. Die Tourismusbranche sieht das mit wachsender Sorge.
Die neuerliche Havarie auf einem mit Öl beladenen Schiff in der Ostsee löst beim Tourismusverband in Mecklenburg-Vorpommern Sorgen aus. “Die kurze Folge solcher Vorfälle zeigt, dass es sich nicht um eine latente, sondern um eine sehr reale Gefahr handelt, für das Ökosystem Ostsee, für unsere Strände und damit auch für den Tourismus”, sagte der Chef des Landestourismusverbandes, Tobias Woitendorf. Bisher seien die Zwischenfälle glücklicherweise recht glimpflich verlaufen. “Man will sich aber nicht ausmalen, welche Folgen ein massives Unglück haben würde.”
Am Freitag war ein unter der Flagge Panamas fahrender Öltanker stundenlang manövrierunfähig vor Rügen in der Ostsee getrieben. Die mit 99.000 Tonnen Öl beladene “Eventin” wurde dann von drei Schleppern an den Haken genommen und von der Küste Rügens weg weiter auf die Ostsee hinausgezogen. Ziel war eine Position nordöstlich von Deutschlands größter Insel, wie das Havariekommando mitteilte. Dort sollte ein Sturm am Samstag abgewartet werden. Wie es danach mit dem Schiff weitergeht, war zunächst offen. Möglicherweise soll es zur Reparatur in einen Hafen gebracht werden.
Behörden: Keine Umweltgefahr
Eine Gefahr für die Umwelt bestand nach Behördenangaben nicht. Die Umweltorganisation Greenpeace rechnet das 2006 gebaute Schiff zur sogenannten russischen Schattenflotte, mit der das mit Sanktionen belegte Russland Öl exportiert.
Mitte Oktober war auf dem kleineren Öltankschiff “Annika” vor dem Ostseebad Heiligendamm in Sichtweite der Küste Feuer ausgebrochen. Der Brand konnte gelöscht werden, Öl trat nicht aus. Ende Juli hatte der mit knapp 100.000 Tonnen Rohöl beladene Tanker “Yannis P.” auf dem Weg von Russland nach Indien etwa 20 Kilometer nördlich von Rügen einen Nothalt einlegen müssen. Grund war ein Maschinenschaden, der nicht mit Bordmitteln repariert werden konnte.
Bessere Sicherheitsvorkehrungen für Ostsee-Schifffahrt gefordert
Woitendorf nahm die neuerliche Havarie zum Anlass, die Forderung seines Verbandes nach besseren Sicherheitsvorkehrungen in den verkehrsreichen Gewässern der Ostsee zu erneuern. “Gefahrenabwehr darf nicht erst im Schadensfall beginnen. Das muss präventiv und international abgestimmt erfolgen. Das Thema sollte man auf bundespolitischer Ebene höher hängen”, mahnte der Verbandschef. Zugleich lobte er die Arbeit des Havariekommandos Nord und der beteiligten Einsatzkräfte für die schnellen Reaktionen im Havariefall.
Die Kadetrinne nördlich von Rostock ist eine der schmalsten und schwierigsten Passagen in der Ostsee. Bis zu 200 Frachtschiffe durchfahren pro Tag die zum Teil nur etwa 1.000 Meter breite Engstelle, in der es schon häufiger zu Havarien kam. Deshalb gibt es immer wieder auch Forderungen nach Lotsenpflicht dort. 2001 etwa hatte der Zuckerfrachter “Tern” den Öltanker “Baltic Carrier” gerammt, woraufhin rund 2.700 Tonnen Öl an die dänische Küste gespült wurden.
Source link : https://www.stern.de/gesellschaft/regional/mecklenburg-vorpommern/ostsee–tourismusverband-nach-tanker-havarie-in-sorge-35372528.html?utm_campaign=alle-nachrichten&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard
Author :
Publish date : 2025-01-11 09:54:00
Copyright for syndicated content belongs to the linked Source.